Aus ethischen Gesichtspunkten sollten sich Pflegeeinrichtungen nicht zum primären Ziel setzen, Gewinne zu erwirtschaften. Aus dieser Überzeugung heraus haben wir uns vor kurzem dazu entschieden, eine unserer Beteiligungen abzustoßen. Diese ist im weiteren Sinne dem Pflegebereich zuzuordnen. Fondsgesellschaften schreiben sich oftmals auf die Fahne, in der Gesundheitsindustrie auf gute Investments zu setzen. Demografischer Wandel und steigender Wohlstand in hoch entwickelten Gesellschaften sind immerhin starke Rückenwinde für den Sektor. Bei der Selbstvermarktung in der Finanzindustrie schwingt dabei oftmals unterschwellig eine positive moralische Botschaft mit – fast so, als ob ein Investment in Pflegeheime äquivalent dazu ist, sich persönlich um pflegebedürftige Menschen zu kümmern.
Das entspricht aber absolut nicht der Wahrheit: Ob Krankenhaus, Pflegeheim oder sonstige personalintensive Einrichtung: Alle sind unter Kostendruck. Es mangelt an Personal und gleichzeitig sind die Gehälter unattraktiv. Das System ist aus einer ökonomischen Notwendigkeit heraus auf das Prinzip „Melken“ ausgelegt – dinglich und menschlich. Als privatwirtschaftliches Unternehmen mit Renditedruck ist es eigentlich kaum möglich, das Geschäft ethisch und verantwortungsbewusst durchzuführen. Wirtschaft ist immer ein bisschen schmutzig, aber in Zusammenhang mit menschlichen Grundrechten wie Krankenversorgung und Pflege im Alter ist das Prinzip „Melken“ unangebracht. Daher sind wir „raus“ aus solchen und verwandten Geschäftsmodellen.
Die Tatsache, dass die Pflegebranche berühmt für ihre ausgefallenen Taktiken in puncto Betriebsratsvereitelung ist und sicherlich jeder schon einmal aus seinem Bekanntenkreis von hoher psychischer Belastung bei Ärzten und Pflegern gehört hat, bringen f3x zu der Frage: Wie erfüllt man eigentlich Social und Governance Kriterien als solches Unternehmen? Wir sind die falschen Ansprechpartner:innen, aber man kann sich an die ESG „Vorbilder“ der Branche wenden: Es gibt da draußen „tiefgrüne“ Impactfonds nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung, die alle 17 Sustainable Development Goals der UN gleichzeitig unterstützen wollen, und es geschafft haben, einen der größten Massenpflegebetriebe Europas in das Portfolio aufzunehmen. Für uns ist das absolut nicht vertretbar und ein anschauliches Beispiel dafür, dass Ethik auf Basis von Kennzahlen nicht immer ausreicht. Manchmal entstehen durch ESG Ratings ethische Absurditäten.
Wer mehr über Kapitalismus im Pflegebereich erfahren will: Der Tagesspiegel hatte vor kurzem einen breiten Artikel dazu veröffentlicht. (LINK)
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