Peter Thiel sagt „Wettbewerb ist für Verlierer“. Er spricht davon, dass Unternehmer danach streben sollten monopolartige Stellungen zu erreichen. Vorbilder sind Google, Booking, Microsoft oder Apple. Häufig ist dies eine Kombination aus Produktexzellenz (eher Apple) und anschließend „sperrigem“ Verhalten, um Wettbewerb herauszuhalten (eher Microsoft). Manchmal ergeben sich monopolartige, oder in abgeschwächter Form, oligopolartige Anbieter-Konstellationen recht zufällig. Ein paar Wettbewerber überleben am längsten, koexistieren und achten darauf sich nicht gegenseitig zu ruinieren. Beispiele sind: Aromen- und Duftstoffhersteller, Inspektions- und Prüfungsunternehmen oder Ratingagenturen. Die Margen sind gesund, alle sind happy.
Aus solchen Situationen kann viel Wert gestiftet werden. Durch die geringe Wettbewerbsintensität wird ein großer Teil dieses Werts von den Anbietern vereinnahmt. Das betriebswirtschaftliche Ergebnis sind hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital (englisch: „return on capital employed“ – ROCE). Im Jahr 1979 schrieb Warren Buffet in seinem Aktionärsbrief, dass dies der ultimative Lackmustest für Managementleistung sei. Ein hoher ROCE scheint auch eine wichtige Bedingung für das langfristige Überleben von Unternehmen zu sein. Er ermöglicht Unternehmen immer wieder in neue Produkte und Innovationen zu investieren und schützt vor temporär ungünstigen Finanzierungsbedingungen, sowohl auf der Eigenkapital- als auch auf der Fremdkapitalseite.
Vielleicht liegt es an einer Kombination aus Amazon und Softbank, aber die dominierenden Managementstile haben sich in den vergangenen Jahren verändert.
Amazon gewann und gewinnt auch heute noch durch maximale Kundenorientierung und achtete nur sekundär auf die Profitabilität einer Einzeltransaktion. Wichtig ist dabei zu beachten, dass Jeff Bezos brillant und glücklich zu gleich war, um das Kapital für die Finanzierung seiner Taktiken zu beschaffen. Die multidimensionale Ausbreitung von Amazon eröffnete immer wieder neue Optionalitäten, woraus heute beispielsweise die „Cashcow“ Amazon Web Services entstand. Die Lektion daraus: Verluste finanzieren kann sich lohnen.
Für Unternehmen, die einen ähnlichen Weg beschreiten wollen, ist heute das japanische Medienkonglomerat Softbank, mit seinem mehr als $100 Mrd. schweren „Vision Fund“ der Enabler schlechthin. Der Bürovermieter WeWork profitierte von den tiefen Taschen Softbanks und konnte ein höchst kapitalintensives Geschäft aufbauen und dabei sogar noch Mieter und potenzielle Mieter mit Benefits wie kostenlosen Getränken und Partys beglücken. Es wurde also sowohl auf „Capex“- als auch auf „Opex“-Ebene Kapital verbrannt. Damit wollte man die weltweit zahlreichen Wettbewerber, bestehend aus kleinen lokalen Spielern, aber auch größeren Ketten wie Spaces oder Design Offices „erdrücken“. Auf irgendeinem Pitchdeck müsste dann auch eine Liste an Optionalitäten gestanden haben, wie man nachhaltige Profitabilität und eventuell sogar einen hohen ROCE erreichen könnte, nachdem der Wettbewerb eines Tages erledigt sein würde. So weit kam es aber bisher nicht und die Operation musste Ende 2019 in gesichtswahrender Manier mit einer Notfinanzierung von Softbank gerettet werden. Die Lektion daraus: Verluste finanzieren lohnt sich nicht immer.
Die Taktik den Wettbewerb mit massivem Liquiditätseinsatz zu erdrücken, wird bei der Startup-Finanzierung immer beliebter und ist sicherlich auch einer der Gründe wieso die Anzahl der weltweiten Unicorns in den letzten fünf Jahren von etwas über 200, auf um die 500 gestiegen ist: Die Liquiditätskriege sind ausgebrochen. Startupunternehmer verstehen das. Wer einen Kanal gefunden hat, viel Kapital zu einzusetzen und die Kunst der Geschäftsmodelloptionalitätsvermarktung beherrscht, hat Erfolgsaussichten. Nach der Möglichkeit langfristig einen hohen ROCE zu erzielen, fragt aktuell niemand. Es wird davon ausgegangen, dass man eine Idee nur lang genug mit Geld begießen muss, bis sie zum Monopolunternehmen heranwächst. Der Haken ist aber, dass manche Geschäftsmodelle strukturell nicht schützbar genug sind, bzw. einen so hohen Kapitalbedarf benötigen, dass man zu Lebzeiten keine Rendite auf seinen Einsatz erfahren wird. Am Ende eines Liquiditätskriegs müssen also attraktive Unit Economics und praktisch umsetzbare Geschäftsmodelloptionalitäten liegen. Wir schauen gespannt auf Automobilhersteller, Versicherungen und Lebensmittellieferdienste.
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